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Ausrüster

    Montag, 23 Januar 2017 19:10

    Kein Spiel ohne Schiedsrichter

    Tichico Contardi ist seit knapp acht Jahren Fussballschiedsrichter und hat Besonderes geleistet. Er stand Rede und Antwort.

    Als Schiedsrichter hat Tichico Contardi (44) im vergangenen Jahr sagenhafte 37 Meisterschaftsspiele geleitet. Wir möchten den Dauerläufer im Dienste des FC Münchwilen besser kennenlernen und trafen ihn zum Interview.

    Guten Abend Chico und vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast.
    Sehr gerne! Ich muss zugeben, dass ich doch ein wenig überrascht war und nicht mit einer solchen Anfrage gerechnet habe.

    Aber du bist Dir bewusst, dass du im vergangenen Jahr unglaubliche 37 Meisterschaftsspiele geleitet hast und für den FC Münchwilen unverzichtbar bist?
    (Anm. d. Red.: Pro zwei Mannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen, muss ein Verein einen Schiedsrichter stellen. Anders gesagt: Stellt ein Verein zu wenige Spielleiter, so ist er gezwungen, ganze Mannschaften zu streichen.) Ich gehe einfach meinem Hobby nach, das sehr viel Freude bereitet. Dass ich damit meinem Verein gleichzeitig Gutes tue, freut mich umso mehr.

    Zurzeit ruht der Meisterschaftsbetrieb, haben Schiedsrichter eigentlich auch eine Winterpause?
    Ja, zum Glück! Das ganze Schiedsrichterwesen ist sehr zeitintensiv, da tut eine fussballfreie Zeit besonders gut. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, bis es wieder losgeht. Besonders freute ich mich auf das vergangene Wochenende. Am Hallenturnier in Münchwilen leitete ich die Spiele der Damen und der C-Junioren. Fabian Guntersweiler und Remo Löffel leisten Jahr für Jahr tolle Arbeit mit der Organisation des Hallenturniers. Es ist mir eine Freude, meinen Teil dazu beitragen zu dürfen.

    Du bist seit knapp 8 Jahren Schiedsrichter, wie ist es dazu gekommen?
    Lange war es für mich unvorstellbar, selbst Schiedsrichter zu werden. Ich war Torhüter und nicht immer ein Engel auf dem Platz (lacht). Aber wie es so ist... man wird älter, ausgeglichener und bedächtiger. Als der FC Münchwilen eines Tages in die Situation geriet, schnellstmöglich Kandidaten für den Job des Referees finden zu müssen, habe ich mich zur Verfügung gestellt.

    Die Schiedsrichtersituation beim FC Münchwilen ist wieder einmal äusserst angespannt. Auf was ist das deiner Meinung nach zurückzuführen?
    Wie ich bereits erwähnt habe, ist das Schiedsrichterwesen sehr zeitintensiv. Je nach Aufgebot kann eine Partie, bestehend aus Anfahrt, Vorbereitung, Spiel, Nachbearbeitung und Rückfahrt, gut und gerne einen halben Tag in Anspruch nehmen. Im Gegenzug lernt man die Ostschweiz geografisch besser kennen und knüpft wertvolle Kontakte. Am meisten zu schaffen machen uns aber die negativen Zwischenfälle, von welchen leider immer häufiger berichtet werden muss. Das sind aber Einzelfälle. In meiner ganzen Schiedsrichterkarriere hatte ich keinen einzigen solchen Zwischenfall. Im Gegenteil: Die Spieler schätzen meine Linie, welche ich mir mit der Zeit angeeignet habe. Nach einem Spiel werde ich oft zu einem Bier eingeladen und geniesse den anschliessenden Austausch mit den Spielern.

    Was müsste geschehen, um den Job des Schiedsrichters attraktiver zu gestalten?
    Auf dieser Ebene hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Vom Ostschweizer Fussballverband geniessen wir Schiedsrichter tolle Unterstützung. Ambitionierte Referees werden gezielt gefördert und auf der „Karriereleiter“ professionell unterstützt. Dazu kommt eine finanzielle Entschädigung (je nach Liga CHF 80.- bis 1500.- pro Match) und man geniesst freien Eintritt zu allen Meisterschaftsspielen des SFV (inkl. Super League). Der FC Münchwilen übernimmt alle Ausbildungskosten und vergütet CHF 500.- pro Saison. Es ist für mich von grösster Bedeutung, dass meine Arbeit im Dienste des FC Münchwilen Wertschätzung erfährt. Ebenfalls für sehr wichtig erachte ich den Zusammenhalt innerhalb des Vereins.

    Was ist die grösste Herausforderung am Schiedsrichterjob?
    Der Fussball lebt von Emotionen. In hektischen Situationen muss ein Schiedsrichter kühlen Kopf bewahren und die verschiedenen Einflüsse richtig einordnen. Das viel diskutierte „Fingerspitzengefühl“ macht einen guten Referee aus. Man darf sich weder von tobenden Zuschauern, noch von reklamierenden Spielern verunsichern oder gar beeinflussen lassen. Wer Angst hat, den eigenen Entscheid zu vertreten, ist am falschen Platz.

    Wir kommen langsam zum Schluss. Gibt es noch etwas, das du loswerden möchtest?
    Kein Spiel ohne Schiedsrichter. Keine Tore, kein Sieg, kein Jubel. Ohne Schiedsrichter geht’s nicht! Bist du fussballbegeistert oder eventuell "Fussballaussteiger" und willst mit dem Fussball weiterhin verbunden bleiben? Trägst du gerne Verantwortung? Magst du den Umgang mit Menschen? Willst du dein Sackgeld aufbessern? Bist du im Alter zwischen 15 und 45 Jahren? Ja? Dann erfüllst du schon viele Voraussetzungen, um Schiedsrichter oder Schiedsrichterin zu werden. Für Fragen und Auskünfte stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.

    Vielen Dank für das tolle Statement und das spannende Gespräch. Der FC Münchwilen bedankt sich gerne nochmals für Deinen grossartigen Einsatz und wünscht Dir weiterhin viel Freunde und Erfolg!

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